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"Das richtige Mindset ist entscheidend"

Der TSV Lustnau ist erfolgreich in die neue Saison gestartet. Wir haben uns mit Trainer Frieder Erne über die vergangene, schwere Saison unterhalten und was er ...

Der TSV Lustnau ist erfolgreich in die neue Saison gestartet. Wir haben uns mit Trainer Frieder Erne über die vergangene, schwere Saison unterhalten und welche Lehren er mit seinem Team daraus gezogen hat.

Frieder, nach Jahren des kontinuierlichen sportlichen Aufstiegs kam letzte Saison erstmals ein Rückschritt für den TSV Lustnau. Was waren deiner Meinung nach die Gründe für den Abstieg aus der Oberliga?

Nach Jahren der Beständigkeit auf der Trainerposition und bei den Spielerinnen sind von unserer Aufstiegsmannschaft nicht mehr viele übriggeblieben. Wir haben dennoch gerade in der ersten abgebrochenen Saison eine gute Rolle gespielt – da konnten wir nochmal das High aus der Vorsaison mitnehmen. In der letzten Saison hatten wir mehrere Abgänge zu verkraften – hauptsächlich auch studienbedingt. Wir haben es leider nicht geschafft, die Neuzugänge zu integrieren. Coronabedingt war es wahnsinnig schwierig, in diesem Bereich voranzukommen: Teamevents gingen aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht, es war alles online, die Spielerinnen waren physisch quasi nicht da. Deswegen haben uns am Ende die Quäntchen in der Qualität gefehlt haben, um die Liga zu halten. Die Liga war sehr homogen – das sieht man auch daran, das Gottenheim oder Zähringen versucht haben, am Ende nochmals einen Run zu starten. Es konnte dann jeder jeden schlagen. Ich würde sagen, dass uns am Ende leider etwas die Qualität gefehlt hat.

Spielführerin Katja Dierkes ist nach langer Verletzungspause in der neuen Saison wieder zurück. Bild: Pressefoto Ulmer

Spielführerin Katja Dierkes ist nach langer Verletzungspause in der neuen Saison wieder zurück. Bild: Pressefoto Ulmer

Vor allem die Rückrunde dürften für dich als Trainer und dein Team schwer gewesen sein – ihr seid ohne Punktgewinn geblieben. Wie habt ihr es geschafft, die Motivation dennoch hochzuhalten?

Es war meine erste Saison als Haupttrainer – und die kommt dann so daher… Ich glaube, dass es für alle sehr schwer war. Wir haben es insofern gut gemacht, dass wir viel kommuniziert haben. In vielen Gesprächen haben wir gemeinsam abgesteckt, wie wir die Spiele weiter angehen. Wir haben uns dafür entschieden, nicht den Kopf in den Sand zu stecken und waren der Meinung, dass wir probieren, das Beste aus uns herauszuholen. Uns nicht kurzfristig auf Ergebnisse zu konzentrieren, sondern mittelfristig auf die Entwicklung der einzelnen Spielerinnen. Mit diesem Mindset war es für uns deutlich tragbarer, in die Spiele zu gehen. Weil wir auch von Anfang wussten, dass es vielleicht heute kein Sieg wird, aber wir das Spiel lange offenhalten werden. Insbesondere das Spiel in Tettnang hat sich für mich im Nachgang sehr positiv dargestellt: wir sind nur zu elft ohne Auswechselspielerin angereist, hatten eine lange Fahrtzeit hinter uns und haben dann ein richtig gutes Spiel hervorgeholt. Das hat mich sehr stolz gemacht. Es hat mich gefreut, dass wir diese herausfordernden Situationen gemeinsam durchstehen konnten. Die Haltung der Spielerinnen war tadellos. Es waren alle mit an Bord. Jede hat mitgezogen. Da muss ich den Spielerinnen ein ganz großes Lob ausstellen. Sie haben nie Motivationsschwächen gehabt, sondern waren immer beständig dabei. Ja – es war ein auf und ab. Aber am Ende ging es nach dem verlorenen Spiel am Sonntag direkt wieder in die Planung für das nächste Spiel. Neben dem Rückhalt in der Mannschaft war das für mich ein wichtiger Punkt, der die Motivation hochgehalten hat.

Kommunikation ist ein wichtiger Faktor in der Mannschaftsführung. Bild: Pressefoto Ulmer

Kommunikation ist ein wichtiger Faktor in der Mannschaftsführung. Bild: Pressefoto Ulmer

Wie wichtig ist der Teamgeist gerade in Situationen, in denen es sportlich nicht läuft? Wie war das bei euch in der vergangenen Saison?

Der Teamgeist war absolut herausragend und absolut wichtig. Er hat die größte Rolle eingenommen. Der Spirit hat geholfen, den Spaß zu halten und zu wissen, dass es kein persönliches Gegeneinander, sondern ein Miteinander ist. Man kann in der Situation nur gewinnen, wenn man sich miteinander zusammenschließt. Mit gewinnen meine ich hier nicht nur ergebnistechnisch, sondern in Bezug auf die Entwicklung des Teams als Ganzes und der Spielerinnen auf individueller Ebene: auf das Auftreten auf dem Platz, sich nicht gegenseitig anzugehen, sondern es gemeinsam zu probieren, auch wenn die Situation aussichtslos erscheint. Das haben wir zusammen echt gut gemacht. Ich finde, es hat uns weitergebracht. Wir haben tatsächlich weniger aus den einzelnen spielerischen Faktoren gelernt, sondern mehr als Team zusammengefunden, uns mental verstärkt, ohne es gewollt zu haben. Das war top.

Ein Abstieg ist immer auch ein Einschnitt. Welche Veränderungen im Kader oder/und im Verein hat es bei euch gegeben?

Natürlich – jeder Abstieg bringt auch Veränderungen mit sich. Ich habe jetzt nach langem Ringen und Kämpfen mit Matthias Schanbacher endlich jemanden, der mit mir zusammen die Mannschaft trainiert und werde unterstützt von Stefan Fauser. Wir haben mit Julian Böhm einen neuen Torwarttrainer nach dem Abgang des langjährigen Torwarttrainers Norbert Braun, der uns natürlich auf dem Feld und daneben sehr fehlt. Wir glauben, dass wir das damit gut kompensieren können. Auch auf Spielerinnenebene hatten wir Abgänge zu verzeichnen: Sara Müller, Saskia Pepel und Jana Kirsamer sind zu ihren Heimatvereinen zurückgegangen, Michelle Engelhardt ist studienbedingt umgezogen. Demgegenüber stehen Neuzugänge – wir haben zwei Studentinnen Alexis Lickfett und Jana Hofferbert hinzubekommen, wir haben Lisa Loreck und Lea Kalmbach dazubekommen und sind jetzt gespannt, wer im September noch kommt. Wir werden auch noch weitere Spielerinnen für die Breite des Kaders brauchen. Das fehlt uns bislang noch.

Auch was die Situation um das Team herum angeht, muss man ein ganz großes Lob an die Abteilungsleitung und die Trainer der Zweiten Frauenmannschaft aussprechen. Ohne die hätten wir es gar nicht geschafft. Auch an die Funktionäre Karlheinz Mayer und Jill Presland, die da Herausragendes geleistet haben. Sie waren meine Ansprechpartner bei allen Fragen - „wie geht’s weiter?“, „was machen wir?“. Sie haben mich in Situationen unterstützt, in denen ich Motivation gebraucht habe. Man muss sagen, dass es am Ende immer ein Zusammenspiel aus allen Beteiligten ist und nie nur aus Einzelnen – in dem Fall dem Trainer, der vorne steht. Das war und ist bislang immer top in Lustnau.

In der neuen Saison will der TSV Lustnau viele Torchancen herausspielen. Bild: Pressefoto Ulmer

In der neuen Saison will der TSV Lustnau viele Torchancen herausspielen. Bild: Pressefoto Ulmer

Ihr seid mit dem Sieg im WFV-Pokal gegen den VfL Sindelfingen mit einem Sieg erfolgreich in die neue Saison gestartet. Was ist eure Zielsetzung für die neue Saison?

Der Pokalsieg hat uns wahnsinnig gutgetan. Er war emotional wichtig - ein Sieg nach so langer Zeit wieder. Wir haben es einerseits mit dem Willen geschafft und andererseits gezeigt, was wir fußballerisch draufhaben. Wir sehen natürlich noch Entwicklungspotenzial. Dieses Jahr gilt es ganz klar, den Ligaverbleib zu schaffen. Das wird keine einfache Aufgabe für uns. Aber wir sind guter Dinge, es mit der Unterstützung der neuen Spielerinnen und der neuen Trainer schaffen zu können. Ganz klares Ziel bleibt der Ligaverbleib.

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