Die Fußball-Europameisterschaft der Frauen war eine große Bühne für den Frauenfußball. Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft erreichten Einschaltquoten, wie sie bislang nur von Spielen der Männer bekannt waren. Wir haben uns mit Lisa Armbruster vom TV Derendingen unterhalten, wie sie das Turnier erlebt hat und welche Folgen sie für den Mädchen- und Frauenfußball vor Ort sieht.
Lisa, die Fußball-EM der Frauen war das Gesprächsthema in der Öffentlichkeit schlechthin. Wie hast du das Turnier erlebt?
Ich habe mich sehr gefreut, dass die Spiele der EM zur besten Anstoßzeit ausgetragen wurden. Es war toll, dass alle Spiele live im Fernsehen übertragen wurde und man keinen Stream auspacken musste. Ich habe mir sehr viele Spiele angeschaut – nicht nur die mit deutscher Beteiligung. Die anderen Mannschaften sind schon auf einem richtig guten Niveau in Europa. Ich habe die EM als begeisterter Fan miterlebt. Schade, dass es am Ende für die deutsche Nationalmannschaft nicht zum Titel gereicht hat. Ich fand, dass das Team eine richtig gute Vorstellung gezeigt hat. Dass es das Team bis ins Finale geschafft hat, war ja schon eine große Leistung.
Kam es vor, dass die Menschen sich durch das Turnier mehr für deine Rolle als Fußballspielerin interessiert und/oder dich darauf angesprochen haben?
Das kam tatsächlich vor. Ich habe tatsächlich festgestellt, dass die Menschen in meinem Umfeld – also auch die Leute, die jetzt gar nicht so fußballbegeistert oder fußballinteressiert sind – das Turnier geschaut haben. Ich habe dabei auch Kommentare gehört wie „das schaue ich mir viel lieber an als die Männer“, „das ist noch richtiger Fußball und nicht nur ein Wirtschaftszweig“, „es geht nicht um das große Geld, sondern um den Fußball an sich“. Ich fand es spannend, dass sich so viele sehr für die EM interessiert haben und von den Leistungen insbesondere der Deutschen begeistert waren. (schmunzelt) Und - ich wurde auch gefragt, warum ich nicht mitspiele.
Inwiefern war die EM Thema bei euch in der Mannschaft?
Die EM war definitiv immer wieder ein Thema in der Mannschaft. Wir haben viel darüber gesprochen und uns mitgefreut über den Erfolg. Wir haben tatsächlich auch die Spiele nach dem Training zusammen geschaut – und natürlich auch das Finale. Die EM hatte ihren festen Platz in der Mannschaft.
Glaubst du, dass sich im Nachgang der EM die Voraussetzungen für den Frauenfußball nachhaltig ändern werden?
Das ist eine schwierige Frage. Da müsste man in eine Glaskugel schauen. Es ist schwer abzuschätzen, ob sich wirklich nachhaltig etwas ändern wird. Diese Wochen waren jetzt wirklich ein Boom, ein Trend -alle sind begeistert vom Frauenfußball. Es ist auf jeden Fall Arbeit vom Verband zu tun, dass dieses Potenzial, das jetzt gerade in der Luft schwebt, auch genutzt wird. Ich finde, dass der Boom beim letzten Mal – der WM 2011 in Deutschland – verschlafen wurde. Ich hoffe, dass man aus diesen Fehlern gelernt hat und das jetzt vorhandene Potenzial für den Frauenfußball nutzt. Ich wünsche mir, dass sich dadurch die Voraussetzungen weiter verbessern, sowohl bei den Profimannschaften – sofern man da überhaupt von Profis sprechen kann – als auch bei uns in den Amateurligen in den niedrigeren Klassen. Das würde uns auf jeden Fall alle freuen.
Hat sich die EM beim TV Derendingen schon positiv bemerkbar gemacht?
Nein. Da hat sich noch nicht wirklich etwas bemerkbar gemacht. Zumindest habe ich das noch nicht mitbekommen. Es sind aber auch gerade noch Sommerferien. Es würde uns freuen, wenn im Nachgang zur EM viele Mädchen und Jungs – das ist ja ganz egal - wieder mehr auf die Sportplätze kommen und sich den Teams anschließen. Beim TVD sind wir da in allen Altersklassen sehr gut vertreten. Ich hoffe, dass sich dieses Turnier im Nachgang positiv auf die Zukunft des TVD und des Mädchen- und Frauenfußballs allgemein auswirkt. Wie schon ein Großer des Fußballs sagte: Schau mer mal!
Lisa, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen dir viel Spaß und Erfolg in der Vorbereitung auf die neue Saison.
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