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„Bei uns gibt es kein Gejammer“

Lisa Armbruster vom TV Derendingen berichtet im Interview des Schwäbischen Tagblatts über Gleichstellung im Sport, die öffentliche Aufmerksamkeit – und ...

Sie hatte dieses Frühjahr ein kleines Jubiläum: Seit 10 Jahren trägt Lisa Armbruster das Trikot des TV Derendingen, 2012 kam die Mittelfeldspielerin vom VfL Sindelfingen. Vor dem Oberliga-Stadtduell am Sonntag (13 Uhr) beim TSV Lustnau erklärt die 28-Jährige im TAGBLATT-Interview, welche Sprüche sie sich als Fußballerin immer noch anhören muss.

Frau Armbruster, spielen Frauen weniger attraktiv?

Eine provokante Frage, die unser Sponsor da gestellt hat. Jeder sollte selbst eine Antwort darauf finden und ist herzlich eingeladen am Sonntag zu kommen. Meine persönliche Meinung: Es ist anders, vielleicht weniger schnell, dafür taktischer. Bei uns ist nicht so viel Gejammer auf dem Platz, es geht fairer zu. Technisch denke ich, ist Frauen-Oberliga anspruchsvoller als Kreisliga bei den Männern.

Bekommen Sie in der Öffentlichkeit die Aufmerksamkeit, die Sie verdienen?

Wir sind jetzt auch nicht Spitzenreiter in der Tabelle, also würden wir es uns gerne mehr verdienen wollen. Es wundert einen aber schon, dass wir manchmal gefragt werden, ob wir überhaupt spielen. Wir spielen auch guten Fußball, manchmal wünscht man sich schon mehr Aufmerksamkeit.

Welchen Aufwand betreiben Sie?

Wir trainieren drei Mal die Woche, dazu individuelle Einheiten im Kraftbereich, da macht man gerade nach Verletzungen mehr. Jedes Wochenende dann ein Spiel, was bei den Auswärtsfahrten oft viel Zeit in Anspruch nimmt.

Vom Verband gibt es nicht die ganz große Wertschätzung – in der Frauen-Oberliga werden keine Linienrichter eingeteilt. Sie sind selbst Schiedsrichterin, wie finden Sie das?

Das ist tatsächlich auch in unserer Mannschaft öfters ein Thema. Ich finde das schade, dass wir keine Assistenten an der Linie haben. Ich kenne ja die Schiri-Perspektive und es ist allein einfach schwierig zu entscheiden. Ich will dem Verband jetzt aber keinen Riesenvorwurf machen, da geht es auf jeden Fall in die richtige Richtung. Es werden für Frauen dieselben Turniere ausgerichtet, beim Meister-Cup etwa gibt es auch dieselben Preise.

Gleichstellung von Frauen ist ein großes gesellschaftliches Thema. Übertragen auf den Sport sagen manche, Gleichberechtigung wäre erreicht, wenn Frauen in Männer-Mannschaften spielen. Was halten Sie davon?

Das halte ich für nicht sehr sinnvoll. Frauen und Männer sind doch sehr unterschiedlich. Aber Mädchen sollten meiner Meinung nach so lange es geht bei den Jungs mitspielen. Auch ich habe bei den Jungs angefangen. Seit ich laufen kann, spiele ich Fußball. Beim SV Pfrondorf war ich immer das einzige Mädchen. Bis zur C-Jugend ging das ziemlich gut, dann bin ich zum VfL Sindelfingen gewechselt, dort gleich in die B-Juniorinnen-Oberliga. In der Vorbereitung spielen wir gegen Jungs-Mannschaften aus der B-Jugend. Das ist für uns immer eine gute Einheit. Technisch sind wir da sehr überlegen, aber die körperlichen Voraussetzungen sind ganz andere.

Nehmen wir mal an, Sie hätten drei Wünsche frei für die Entwicklung des Frauen-Fußballs, welche wären das?

Gleiche Voraussetzungen zu bekommen, gerade das Schiri-Gespann beispielsweise. Und diese ganzen Vorurteile nerven schon ziemlich. Es ist schade, dass ich mich oft immer noch rechtfertigen muss, Fußballerin zu sein. „Du siehst gar nicht danach aus“, sagen mir immer wieder Leute. Der dritte Wunsch wäre, dass Derendingen in der Oberliga bleibt. Und dazu noch das passende Sportgelände!

Dieses Interview wurde mit freundlicher Genehmigung des Schwäbischen Tagblatts veröffentlicht. Vielen Dank an Redakteur Hansjörg Lösel.

Erscheinungsdatum:

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